Perfektionismus ist nichts erstrebenswertes, sondern vielmehr eine Schwäche. Nicht selten ist er nichts anderes, als ein Mittel, um zu vertuschen, dass man unfähig ist, mit Unschärfe und Unsicherheit umzugehen.
Durch Perfektionismus
- werden erhebliche Ressourcen verschwendet,
- werden ernome Produktivätspotenziale außer Acht gelassen,
- wird meist unterhalb der eigentlich möglichen Geschwindigkeit gearbeitet.
Perfektionismus-Fallen in Entwicklungsprojekten
Es gibt meiner Beobachtung nach unzählige Situationen, in denen Perfektionismus eine große Rolle spielt und erhebliche negative Auswirkungen entfaltet. Die größten Fallen sind folgende:
- Dem Kunden nach dem Mund entwickeln: Gerade unerfahrene oder schwache Product Owner hängen den künftigen Anwendern förmlich an den Lippen. Jedes kleine Feature wird gewissenhaft notiert. Das ist Input-Orientierung vom Feinsten! Die Folge daraus ist, dass man enorm viele operative Details, aber keinen strategischen Weitblick fürs Produkt entwickelt. Was wirklich interessant ist, nämlich der zu bewirkende Nutzen und der hierzu kritische Pfad, kann kaum jemand klar benennen.
- Analysen und Befagungen: Absolute cover-my-ass Strategie. In den allermeisten Fällen sollen die Ergebnisse von Analysen und Befragungen Vorhersagbarkeit suggerieren. Im Kontext eines neuen Produkts oder Marktes hat das nur begrenzte Aussagekraft. Hier gewinnen empirische Vorgehensmodelle deutlich. Aber dafür braucht es Mut und den Willen, auch mal ins Risiko zu gehen.
- „Expertenwissen“: Zu denken, man wüsste schon was der Kunde benötigt, ist ein anderes Extrem. Die Haltung, dass man in der Entwicklung ja schon genau wisse, was der Kunde bzw. Anwender benötigt hat sich breit festgesetzt. Das ist aber rückwärtsgerichtetes Denken. Im Kontext von aufkommenden KI-Lösungen, Rationalisierungen und massiven Veränderungen bringt das alte Wissen herzlich wenig und ist im Gegenteil sogar schädlich. Ein weiterer Aspekt ist, dass Experten aufgrund ihrer operativen Tiefe nur schwer über den Tellerrand schauen. Sei es, weil Probleme antizipiert werden, oder man „das so einfach nicht macht“.
- Planung, Roadmaps und sonstige Glaskulgelei: Ich erlebe immer wieder wie Projektleiter, Product Owner und andere Führungskräfte sich abmühen, Pläne zu entwickeln und auf die Realität anzupassen. Ich habe das über mehrere Jahre gemessen, im Schnitt gingen hierfür 15% der Arbeitszeit ins Land. Für unproduktive, keinen Mehrwert stiftende, zügig obsolete Arbeit. Pläne sind notwendige Kommunikationsmittel, aber Pläne zu schmieden, die über einen Horizont von 6-12 Wochen hinausgehen sollten produktive Führungskräfte Hellsehern überlassen. 6-12 Wochen Pläne lassen sich auch schneller reflektieren und anpassen. Frei nach von Moltke: Die Realität hat unseren Plan schon jetzt auf dem Gewissen.
Diese und weitere Auswüchse des Perfektionismus sind nichts anderes als das Bedürfnisnach der absoluten Sicherheit. Der einen Wahrheit. Bloß nichts falsch machen!
Vergessen Sie Sicherheit, lernen Sie, mit Unschärfe und Unsicherheit umzugehen, und geben Sie Gas! Produzieren Sie und Ihre Teams Ergebnisse! Los jetzt!
Angeregt? Ich lade Sie zu einem kurzen unverbindlichen virtuellen Kaffee ein, einfach auf termin.erikmatt.de vorbeischauen und klarmachen zum ändern!