Viele Menschen tun sich schwer damit, Entscheidungen zu treffen. Im Management ist Entscheidungsfreude eine wichtige Eigenschaft. Wie eine Freude erleben es jedoch nur wenige.
Nicht wenige empfinden Entscheidungen mehr als Belastung. Die vielen Unsicherheiten und die wahrgenommene Absolutheit, ja Unveränderlichkeit von Entscheidungen schreckt Menschen ab. Es wirkt manchmal so, als wäre das etwas kulturell Deutsches. Es erinnert mich an die alte Vorstellung, bei einem Arbeitgeber zu bleiben bis zur Rente.
Aber, rein rational wissen wir, dass es nur sehr wenige irreversible Entscheidungen gibt. Damit eine Entscheidung erfolgreich sein kann, muss sie mit einer gewissen Konsequenz verfolgt werden. Ich plädiere auf keinen Fall dafür, Entscheidungen regelmäßig infrage zu stellen. Es geht mir heute um das Mind Game, dass für viele eine Hürde darstellt, überhaupt zu entscheiden.
Den Schrecken nehmen.
Ich gebe zu, dass mir diese Zögerlichkeit bei Entscheidungen nicht fremd ist. Aber wie passt das mit meiner Rolle des Krisenmanagers zusammen?
Insbesondere in Krisenprojekten müssen schnell viele Entscheidungen unter relativ hoher Unsicherheit getroffen werden.
Ich habe meine Perspektive auf Entscheidungen überdacht. Entscheidungen sind häufig nicht mehr als Experimente. Wir haben die These, dass mit der gewählten Option sich etwas verändert.
Der Aufbau
In den seltensten Fällen bereiten wir die Entscheidungen, die wir selbst treffen müssen, so auf, wie wir es für Dritte tun. Das sollten wir aber tun.
Meine “Entscheidungen” sind im Groben wie folgt aufgebaut:
- Problem
- Metriken zum Problem / erkennen, ob gelöst wurde
- Zielzustand
- Lösungsvorschlag / Hypothese
- Action Plan
- Review Timing
- Notizen
Problem
Ohne zu lösende Probleme / Aufgaben, bedarf es keiner Entscheidung. Was ist zu entscheiden?
Es genügen regelmäßig 1-3 Sätze, um das Problem auf den Punkt zu bringen. Wichtig ist auch zu hinterfragen, warum das Problem ein Problem ist.
Metriken zum Problem
Wie lässt sich das Problem oder sein Impact messen?
Zielzustand
Ebenfalls in 1-3 Sätzen lässt sich hier darstellen, welchen Idealzustand wir anstreben.
Lösungshypothese
Im Vorfeld einer Entscheidung bereits einige Optionen auf dem Tisch. Hier wird kurz beschrieben, welche Option gewählt wurde. Der Begriff Hypothese soll hervorheben, dass wir nie sicher sagen können, dass diese Lösung die Besserung bringt.
Action Plan
Welche wichtigen Schritte müssen unternommen werden, um die Hypothese zu testen?
Review Timing
Zu welchem Termin oder in welchen Abständen soll der eingeschlagene Weg gezielt geprüft werden?
Tipp: Direkt einen Termin zum Review im Kalender eintragen, damit das nicht untergeht!
Es braucht hierzu nicht viel. Ein Word-Dokument mit einer Tabelle genügt völlig, um alles Relevante darzustellen.
Decision Log
Über den Verlauf eines Mandats muss ich viele Entscheidungen treffen, deren Outcome ich nicht abschätzen kann.
Um den Überblick zu behalten, speichere die Experimente in der Form einer Datenbank oder Tabelle in einem Kundensystem ab. Das erlaubt mir nicht nur eine gute Übersicht der Review-Termine und den schnellen Zugriff auf einen Gedanken, sondern ermöglicht einem nachfolgenden Manager ein paar meiner Maßnahmen besser zu verstehen.
Viel Freude beim Machen!